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Fortbildung Rauchgasphänomene / Hohlstrahlrohrbedienung

Ausbilder der Ortsfeuerwehr Krähenwinkel haben aktuell eine Fortbildung mit den Themen „Rauchgasphänomene / Hohlstrahlrohrbedienung“ geplant und durchgeführt

Im Unterricht „Rauchgasphänomene“ wurden Grundlagen zur Branddynamik unterrichtet. Was ist eine Flamme? Worin unterscheiden sich Flammen? Warum haben die meisten Flammen eigentlich einen gelblich-orangen Feuerschein? Hierzu wurden verschiedene Stoffe in kleineren Mengen verbrannt, um die theoretischen Inhalte praktisch zu veranschaulichen. Ferner wurde Brandrauch analysiert: Wie entsteht er? In welchen Formen kann er für Einsatzkräfte zur Gefahr werden? So können Phänomene der extremen Brandausbreitung durch die Einsatzkräfte kontrolliert oder gar verhindert werden. Diese Phänomene sind besser bekannt als „flashover“ -Rauchgasdurchzündung- oder „backdraft“ -Rauchgasexplosion-.

Um Brände zu bekämpfen, werden heutzutage sogenannte „Hohlstrahlrohre“ verwendet. Diese Strahlrohre finden im „Innenangriff“ ihre Verwendung. Den Teilnehmern wurde theoretische Kenntnisse der verschiedenen Strahlrohrtypen, ihre Bedieneinrichtungen sowie Vor- und Nachteile erläutert. Im letzten Unterrichtsblock ging es im Kern um verschiedene Löschmethoden.

Am Folgetag gab es für alle Teilnehmer die Praxisphase, die überwiegend in Form einer Stationsausbildung durchgeführt wurde. Als „kick-off“ wurden zwei identische Holzfeuer entzündet. Bei einem Feuer durfte der Strahlrohrführer seinen Standort nicht verändern und das Feuer nur von dem Punkt aus löschen. Dargestellt wurde durch dieses Vorgehen die „statische“ Strahlrohrführung. Der zweite Haufen wurde wiederrum dynamisch gelöscht, sodass durch kontinuierliches Bewegen um den Brandherd herum, viel Oberfläche des Brandguts mit Löschwasser benetzt wurde. Der zweite Haufen war im Gegensatz zum Ersten binnen kürzester Zeit gelöscht. Im Folgenden wurden die Vorgehensweisen der dynamischen Strahlrohrtechniken weiter verfeinert.

Als letztes standen für alle Teilnehmer noch zwei Brandversuche an. Eine Rauchgasexplosion „backdraft“, die in einer eigens gebauten Holzkiste simuliert wurde. In der Kiste wurde ein kleines Holzfeuer entzündet. Bei dem Feuer sollten die Teilnehmer die Entwicklung vom Entstehungsbrand bis zum Vollbrand sowie das Verhalten des Brandrauches beobachten. Gleichzeitig wurden mit der Wärmebildkamera Temperaturen über 650°C gemessen. Genau diesen Bedingungen sind Atemschutzgeräteträger bei der Brandbekämpfung im Innenangriff ausgesetzt.

Nach einiger Brennzeit wurde die Öffnung der Holzkiste mit einem Brett verschlossen. Das Feuer erlosch auf Grund des Sauerstoffmangels - lediglich glühendes Brandgut bleib zurück. Durch die nach wie vor hohe Raumtemperatur bildeten sich weiter hochentzündliche Brandgase. Wird dem Raum nun schlagartig Sauerstoff zugeführt - z.B. durch öffnen einer Tür - entweicht der angestaute Brandrauch druckartig am oberen Rand der Öffnung. Frische Umgebungsluft strömt hingegen unten nach, bis sich ein zündfähiges Gemisch gebildet hat. Es kommt zu einer explosionsartigen Durchzündung: der backdraft.

Als letztes wurde ein Zimmerbrand dargestellt. „Vom Entstehungsbrand zum Vollbrand…“ Ein 6m langer, 1,50m tiefer und 2m hoher, möblierter Raum aus Holz. An einer Längsseite war der Raum offen, sodass die Teilnehmer die Brandentwicklung beobachten konnten. In einer Ecke wurde ein kleines Holzfeuer entzündet, der Entstehungsbrand. Durch diese Wärmestrahlung werden alle Oberflächen in einem Brandraum thermisch aufbereitet, was zur Folge hat, dass sie „Pyrolysegase“ freisetzen. Diese Gase sind brennbar, weshalb auch nicht vom Feuer unmittelbar betroffene Oberflächen zu brennen beginnen. Somit kann sich ein Entstehungsbrand in kürzester Zeit zu einem Vollbrand entwickeln.

Durch die Brandversuche kam es in unmittelbarer Nähe des Übungsortes immer wieder zu einer Geruchsbelästigung für die Anwohner. Hierfür entschuldigt sich die Ortsfeuerwehr Krähenwinkel und bittet um Verständnis. Statistiken zeigen, dass sich die Brandentwicklung beim Eintreffen der Feuerwehr zum größten Teil noch in der Entstehungsphase befindet und die Mitglieder durch Realeinsätze nur ungenügend Erfahrung sammeln können. Somit ist eine realitätsnahe Ausbildung für die Feuerwehren unverzichtbar.


Bericht erfasst von Stephan Bommert
Erstellt am: 12.10.2017 um 17.55 Uhr