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Belastungsübungen mal anders

Wer hätte das gedacht?! Man kann es nicht sehen, nicht riechen und nicht schmecken. Und dennoch war es in der Lage, das über Jahrzehnte gar Jahrhunderte gewachsene und etablierte menschlichen Leben und die Gepflogenheiten innerhalb weniger Wochen beinahe völlig umzukrempeln. Vom Bekanntwerden der Wirkung des neuen Coronavirus bis zum Stillstand, dem Lockdown, vergingen nur Wochen. Bereits in der ersten Phase des Herunterfahrens des gesellschaftlichen Lebens, wurde der Dienstbetrieb der Feuerwehren reduziert und auf den Einsatzdienst beschränkt. Von einem auf den anderen Moment waren so auch Kulturveranstaltungen wie Osterfeuer, Maibaum aufstellen oder auch Tag der offenen Tür, auf denen die Ortsgemeinschaft zusammenkommt und zusammen klönt und feiert, passé. Völlig begründet.

Dementsprechend konnten über mehrere Monate hinweg die Einsatzkräfte theoretisch und praktisch keine Ausbildungseinheiten absolvieren. Im Laufe eines Jahres wurden die Mitglieder der sechs Ortsfeuerwehren normalerweise in vielen hundert Stunden aus- und weitergebildet. Das Ausbildungsniveau ist generell hoch. Insofern ist das Aussetzen des Ausbildungsbetriebs innerhalb der Feuerwehren zeitweise zu verkraften. Mit dem Stufenprogramm der niedersächsischen Landesregierung wurde auch der Ausbildungsdienst in Etappen und unter strengen Vorgaben wieder möglich.

Rechtliche Vorgaben sehen unterdessen vor, dass die körperliche Belastbarkeit der Atemschutzgeräteträger jährlich überprüft werden muss. Zum Bestehen der sogenannten Belastungsübung muss der Atemschutzgeräteträger hierbei mit einem Luftvorrat von 1.600 l eine Gesamtarbeit von 80 kJ erbringen. Die Gesamtarbeit wird in mehreren Aufgaben in einem Fitnessraum und dem Durchlaufen einer Atemschutzübungsstrecke erbracht. Die Feuerwehtechnischen Zentralen (FTZ) der Region Hannover stehen allerdings seit dem Lockdown nicht für die Abnahme der Belastungsübungen zur Verfügung.

Seit Ende Juni ermöglicht das niedersächsche Innenministerium (MI) die Belastungsübungen in den Städten und Gemeinden durchzuführen. Die Arbeitsgruppe Atemschutz der Stadtfeuerwehr hat daraufhin Übungen entwickelt, die den generellen Coronaregeln, aber auch den Anforderungen an die gesetzlichen Belastungsübungen gerecht werden. Die Belastungsübungen „Modell Langenhagen“ setzen sich aus sechs Einzelübungen zusammen. Beispielsweise wird eine Krankentrage mit vier A-Saugschläuche über eine Distanz von 400 m durch die Ortschaft getragen. Die Krankentrage und die beiden A-Saugschläuche haben ein Gewicht von zusammen ca. 60 kg. Klingt bei vier tragenden Personen erstmal nicht viel. Allerdings wird in allen Übungen selbstredend die volle Einsatzbekleidung mit einem umluftunabhängigen Atemschutzgerät getragen. Ferner sind zwei Tragekörbe, die jeweils zwei C-Schläuche enthalten, in das erste Obergeschoss zu tragen. Anschließend werden zwei C-Schläuche (einer wiegt gut 5 Kg) hochgezogen und wieder herabgelassen. Darüber hinaus ist ein Treckerreifen aufzurichten und über eine Distanz von 15 m zurollen. Am Zielpunkt wird mit einem Vorschlaghammer insgesamt acht Mal auf definierte Punkte geschlagen.

Die regulären Belastungsübungen sind von den gestellten Aufgaben im Grunde von Jahr zu Jahr gleichbleibend. Man geht daher mit einer gewissen Gelassenheit an die Pflichtübungen. Dementsprechend interessiert und auch neugierig zeigten sich die Teilnehmenden zu Beginn der Übungen. Bei allen Coronaeinschränkungen ist es umso erfreulicher, dass die Übungen sehr gut angenommen wurden. Insbesondere die abwechslungsreichen und praxisnahen Übungen wurden durch die Teilnehmenden hervorgehoben.

Die Bilder wurden bei der Premiere der Belastungsübung "Modell Langenhagen" bei und von der Ortsfeuerwehr Krähenwinkel aufgenommen.


Bericht erfasst von Stephan Bommert
Erstellt am: 24.08.2020 um 10.42 Uhr