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Schulenburger Einsatzkräfte bilden sich fort

„Wer rastet, der rostet“ - Dieses Sprichwort gilt auch für die Feuerwehr. Auf Grund stetiger technischer und baulicher Fortschritte ist es auch für Einsatzkräfte unerlässlich sich ständig fortzubilden und sich auf den aktuellen Stand zu bringen. Deshalb veranstaltete die Ortsfeuerwehr Schulenburg eine Aus und Fortbildungsveranstaltung für alle Einsatzkräfte der aktiven Abteilung.

Themen dieser Veranstaltung waren: Einsatzstellenkommunikation, Schlauchmanagement, Taktische Ventilation, Persönliche Schutzkleidung und Wärmebildkamera
„Wichtig war uns, dieses Seminar nicht selber zu halten, sondern durch einen externen Dozenten neue Aspekte und Ansätze kennenzulernen", so die stellvertretende Ortsbrandmeisterin Nadine Schuster, „mit Torsten Bodensiek haben wir da genau den Richtigen gefunden." Bodensiek ist selber hauptberuflich Feuerwehrmann und Fachdozent für die taktische Ventilation. Für Feuerwehren ist die Brandbekämpfung - nach der Menschenrettung ein Hauptaugenmerk, so dass Wasser das meist verwendete Löschmittel ist. Die meisten Menschen sterben/verletzen sich bei einem Brandereignis nicht durch die Flammen, sondern durch das Einatmen und verweilen in den giftigen und explosiven Rauchgasen. Wenn wir also bei der Menschenrettung mit Wasser als Löschmittel vorgehen, ist dieses mit Bedacht zu verwenden, durch den beim Löschen entstehenden Wasserdampf kann es zu schweren Verbrühungen bei den zu rettenden Personen kommen. Warum also nicht zuerst die größte Gefahr für die bei einem Brandereignis befindlichen Personen bekämpfen, den Brandrauch? Durch das Vorgehen mit einem Lüfter als Ersteinsatzmittel kann schnell nachdem eine Abluftöffnung (z.B. Öffnen eines Fensters) geschaffen wurde, das Gebäude entraucht werden. „Das hat zwei Vorteile: Erstens kann die größte Gefahr für im Brandrauch eingeschlossene Personen reduziert werden und zweitens können wir viel schneller und effektiver löschen, wenn wir nicht durch den dichten Rauch kriechen müssen, sondern sehen wohin wir gehen und das Löschmittel effektiv abgeben. Zudem führen wir der zu rettenden Personen Frischluft zu, so dass wir damit bereits eine lebenserhaltende Maßnahme einleiten“. Wer nach den eindrucksvollen Videos in Bodensieks Präsentation noch nicht überzeugt ist, ist es spätestens nach dem praktischen Selbstversuch im Feuerwehrhaus. Innerhalb von Sekunden nach dem Einsatz des Lüfters ist der durch Theaternebel verrauchte Gruppenraum entraucht worden.
Durch den Verbund dieses einsatztaktischen Vorgehens wäre es uns im Einsatz möglich, vermisste Personen schneller in einem Gebäude aufzufinden und den Gesamtschaden durch eine effektive Brandbekämpfung zu reduzieren.

In dem Seminar der Schulenburger Kameraden geht es nicht nur um die taktische Ventilation, auch die Kommunikation im Einsatzfall kommt zur Sprache.
Einfache Übungen, wie das Stapeln von verschiedenen farbigen Bauklötzen nach Anweisung über Funk zeigen, wie schnell es bei ungenauen Angaben zu Missverständnissen kommen kann, gerade wenn man nur verbal kommuniziert, sich aber nicht sieht. „Im Innenangriff kann so etwas schnell sehr gefährlich werden.
In zwei weiteren Übungen geht Bodensiek auf den sinnvollen und effektiven Personaleinsatz ein und richtet sich damit explizit an Führungskräfte: Auch hier ist durch fehlgehende Kommunikation der Überblick verloren gegangen, Einsatzkräfte liefen leer und die Bewältigung der Aufgaben verzögerte sich unnötig.
Um Verzögerungen ging es auch bei der nächsten Übung: Zwei Kameraden sollen sich im Fahrzeug mit Atemschutzgeräten und ihrer persönlichen Schutzkleidung ausrüsten. Ohne Hilfe und möglichst korrekt. „Der Zeitraum ist bewusst zu knapp gewählt", erklärt Bodensiek den umstehenden Kameraden, während der Angriffstrupp sich im Fahrzeug ausrüstet, „dadurch entsteht Stress und es passieren Fehler". Als der Angriffstrupp aussteigt wird schnell klar, was er meint: Helm und Atemanschluss sitzen nicht richtig, die persönliche Schutzkleidung und die Flammschutzhaube sind nicht effektiv angezogen. Diese praktische Übung im Bereich der persönlichen Schutzkleidung, sollte aufzeigen, welche Sicherheitsrisiken entstehen, wenn die Schutzkleidung nicht optimal genutzt wird.
Zum Schluss gibt es noch einen Exkurs ins Schlauchmanagement. Oft liegt die Schlauchreserve vor der Wohnungstür im Weg, wie eine erste praktische Übung zeigt. Der Angriffstrupp hat Mühe die durch den Wasserdruck liegenden Schläuche weiter ins Brandobjekt mitzunehmen. In einer zweiten Übung verwendet der Angriffstrupp unter Bodensieks Anleitung zwei Schlauchtragekörbe und ein vorbereitetes Schlauchpaket. Dadurch legt sich der Schlauch beim Befüllen mit innerhalb einer geringen Fläche in Buchten vor der Wohnungstür aus. Der Angriffstrupp kann die eingesetzten Schlauchleitungen schneller und kräfteschonender in die Brandwohnung nachzuführen.
„Wir haben viel gelernt und neue Denkweisen kennengelernt, das ist der Vorteil, wenn man externe Ausbilder einlädt. Man kommt aus den oftmals eingeschliffenen internen Mustern raus und blickt auch mal über den Tellerrand", so Nadine Schuster. Jens Koch ergänzt: „Viele Dinge setzen wir jetzt beim Dienst und im Einsatz regelmäßig um. So rüstet sich zu Beginn eines jeden Dienstes ein Atemschutztrupp mit kompletter Schutzkleidung, Flammschutzhaube und einem Atemschutzgerät unter Zeitdruck aus, um Sicherheit im effektiven Nutzen seiner persönlichen Schutzkleidung zu bekommen. Die Ergebnisse sind schon spürbar, die Einsatzkräfte werden in diesen Bereichen immer besser und die Vorgehensweise effektiver.“

Der Lüfter hat bereits seit dem letzten Seminar auf Stadtebene, welches ebenfalls Torsten Bodensiek für Führungskräfte ausgearbeitet hatte, einen festen Platz auf unserem Fahrzeug bekommen. Er wird bei Brandereignissen frühzeitig eingesetzt.


Bericht erfasst von - - -
Erstellt am: 21.05.2017 um 21.26 Uhr